Abenteuer pur auf der Gibb River Road

Höchst wahrscheinlich haben die meisten, nicht nur diejenigen welche sich mit einer Reise durch Australien beschäftigt haben, bereits einmal von der „Gibb River Road“ gehört. Diese 660 Km lange, unasphaltierte, Strecke führt von „Kununurra/Wyndham“ im Nordwesten von Australien nach „Derby“ an der Westküste.

Die „Gibb“ führt durch ein extrem abgelegenes, wunderschönes Gebiet. Die sogenannte „Kimberley“ Region begeistert durch Hügelketten, Wasserquellen, steinigen Passagen und natürlich durch die wüstenähnliche Landschaft mit dem typischen roten Sand.
Die Strecke galt früher als extremes Outback Abenteuer, wo man selten jemanden antraf. Heute sind die Australier jedoch sogar mit ihren Wohnwagen (gezogen von einem Landcruiser natürlich… 😉 ) auf der Gibb unterwegs. Die Strasse ist längst nicht mehr so unbefahren wie früher, ist aber immer noch eine echte Herausforderung für Mensch und Auto. Dazu aber später mehr.

Es ist nämlich Schulferienzeit in Australien und wir wollen die Gibb nicht im grössten „Verkehr“ bereisen. Daher besuchen wir den wenig bekannten „Gregory Nationalpark“ kurz vor der Grenze zwischen dem Northern Territory und Westaustralien. Der Park ist wirklich schön, wenig besucht und hat zwei kleine, abgelegene (4×4 only) Campingplätze. Im Park fallen uns sofort die Baobabs (Affenbrotbäume) auf. Sofort denken wir zurück an unsere Erlebnisse in Madagaskar. Zwar sind die Bäume nicht ganz so imposant wie diese in Madagaskar, trotzdem aber ziemlich schön anzuschauen!

 

Australien ist riesig und dementsprechend lange sind die Distanzen. Obwohl wir verhältnismässig lange in Australien reisen, müssen wir oft Entscheidungen fällen, was wir anschauen und was nicht. So fiel auch der „Purnululu National Park“ mit seinem Touristenmagnet, den „Bungle Bungles“ durch unser Raster. Der Nationalpark wäre sicher einen Abstecher wert gewesen, liegt jedoch nicht gerade auf unserer Route und ist als Touristenhochburg bekannt. Gut gibt es im „Keep River Nationalpark“, welcher direkt an der Grenze zwischen Nord- und Westaustralien liegt, die „Mini Bungle Bungles“. Gut ist der Keep River NP bei Touristen nicht so bekannt und wir sind bei beiden Campingplätzen die einzigen nicht „Aussies“. Wir geniessen fünf wunderschöne Tage auf den zwei Campingplätzen, geniessen die Ruhe und die schönen Wanderungen. Wir nutzen die Zeit auch, um uns auf die Gibb River Road vorzubereiten. Schliesslich sind es doch 660km im „Nirgendwo“ mit beschränkten Möglichkeiten für Benzin, Wasser und Essen.

 

Kununurra heisst der Ort, wo wir unsere Vorräte auffüllen. Schliesslich wollen wir uns ca. eine Woche Zeit lassen für die „Gibb“. Dann geht’s endlich los! Die ersten Kilometer sind noch geteert, bald heisst es aber anhalten und Reifendruck anpassen. Die Gibb River Road gilt als „Reifenkiller“. Dies liegt vor allem daran, weil die Kimberley Region sehr steinige Abschnitte hat. Eins vorweg, Reifenpanne hatten wir keine dank unseren Kevlar verstärkten fast neuen Pneus (Dank an die Vorbesitzer). Schon beim Reifendruck anpassen wird uns klar, dass die Gibb wohl kein Zuckerschlecken wird. Wir sehen neuere Autos, welche keine Heckscheibe mehr haben oder wo behelfsmässig gewisse Teile mit Kabelbinder oder Isolierband wieder am Auto befestigt werden…na das kann ja lustig werden:-)

Am ersten Tag auf der Gibb fahren wir bis zum ikonischen „Pentecost River“. Diese Flussüberquerung gilt, oder leider vielmehr galt, als einer der Höhepunkte auf der ganzen Strecke. Wir sehen die Überquerung leider nur ausgetrocknet. Kurz vor der Überquerung wurde ein kleiner Damm errichtet und die Überquerung geplättet. Dadurch können die schweren Lastwagen den Fluss besser überqueren. Es wird nämlich in den nächsten Jahren viel gebaut und der Plan ist, die ganze Gibb River Road zu asphaltieren, so dass alle Fahrzeuge diese Strecke befahren können. Irgendwie schade…
Wir campen direkt am Ufer des Pentecost River und sind froh um unser Dachzelt, denn wir sichten so einige Saltis im Fluss.

Am nächsten Tag erleben wir die Strecke so richtig. Wir wurden bereits am Campingplatz gewarnt, dass der nächste Abschnitt einer der am schlimmsten zu befahrenen ist. Wir werden, dank der Wellblech-Piste so richtig übel durchgeschüttelt. Volle Konzentration ist angesagt, denn man muss ein gewisses Tempo fahren, damit man über die Wellen „fliegt“. Ist man zu langsam, wir das schütteln unerträglich (und schadet auch dem Auto), ist man zu schnell, verliert man schnell die Kontrolle über das Auto. Für uns war 60 – 80 km/h das richtige Tempo, aber man muss immer wachsam sein, denn es hat nicht nur „corrugation“ (Wellblechpiste), sondern auch tiefe Schlaglöcher und grosse Steine auf der Strecke. Wir machen viele kleinere Pausen und fahren keine grossen Distanzen pro Tag. Das gibt Fahrer und Auto genug Zeit zur Erholung. Zudem muss immer wieder mal geprüft werden ob auch alles noch dran ist an unserer Roja.

Am dritten Tag, in Mitten der Strecke, haben wir dann ein doch etwas unangenehmes Problem. „Wir verlieren Benzin!“ ruft Martina zu Sevi, der sich gerade auf der Busch-Toilette befindet und tatsächlich, ein kleines stetiges Rinnsal an Benzin fliest aus unserem Zweit-Tank. Zum Glück hat unsere Roja zwei Tanks und der grössere (90 Liter) Haupttank ist nicht beschädigt. Also: Abdeckung des Zweittanks runter und Schaden inspizieren. Es ist ein winzig kleiner Riss, welchen wir kurzerhand mit dem was da ist schliessen bzw. versuchen abzudichten. Leider bei Benzin nicht so einfach. Kurz um entscheiden wir uns, etwa 15 Km zurück zu fahren, denn da ist die „Gibb River Station“ welche Benzin und auch einen Campingplatz hat.
Der Besitzer der Station ist extrem freundlich und hilft uns aus, wo er kann. So bring er uns Behälter und Kanister, in welche wir das Benzin des Zweittanks auslaufen lassen können damit der Tank nachher so gut es geht leer ist. Damit wir die Gibb auch beenden können, dürfen wir sogar einen Benzinkanister behalten, im Gegenzug hilft ihm Sevi bei eins-zwei kleineren Sachen. „So läuft das hier draussen“, sagt mir der Besitzer, „ich helfe dir und du hilfst mir.“. Wir sind ihm einfach nur dankbar und sind am nächsten Morgen wieder auf der Piste.

 

Die grossen Sehenswürdigkeiten der Strecke liegen nämlich noch vor uns: Die vielen verschiedenen Wasserfälle mit „Gorges“ (Wasserlöcher zum Baden).
Wir besuchen Manning Gorge, Galvans Gorge, Bell Gorge, Windjana Gorge National Park und Tunnel Creek.

Der Anfang zu Manning Gorge ist mega cool, denn es gibt ein kleines Boot, mit welchem man sich ans andere Ufer ziehen kann. Alternativ kann man auch schwimmen, jedoch keine Option wenn man Rucksack und Kamera dabei hat. Nach einer nicht zu unterschätzenden Wanderung erreicht man den wunderschönen Gorge und ist froh um die Abkühlung. Manning Gorge kostet ein paar Dollar eintritt, man darf dafür aber die Duschen beim Campingplatz benutzen.
Galvans Gorge ist eher wenig besucht und etwas unspektakulärer. Jedoch tut die Abkühlung super gut.
Bell Gorge im „King Leopold Ranges National Park“ ist sehr imposant, jedoch auch meist ziemlich voll. Unser Tipp: Campen im Nationalpark. Der Platz ist schön und hat sogar Duschen und man ist sehr nah beim Gorge, so dass man früh Morgens oder eben spät Nachmittags (besser zum Baden) da sein kann.

Unser absolutes Highlight auf der ganzen Strecke war jedoch der Windjana Gorge Nationalpark und vor allem „Tunnel Creek“. Die Strecke zum Park war eine der schlimmsten überhaupt, aber es lohnt sich! Wer einmal Süsswasserkrokodile von nahem sehen will, ist hier genau richtig. Windjana Gorge ist umgeben von sehr imposanten Schluchten, dessen speerartige Spitzen uns wieder stark an Madagaskar und den Tsingi-Nationalpark erinnert haben. Im Gorge tummeln sich die Süsswasserkrokodile. Es ist echt eindrücklich!

Tunnel Creek ist nichts für schwache Nerven. Wir haben im Vorfeld einiges darüber gelesen, aber man muss es einfach selbst erleben. Kurz gesagt, man wandert durch eine stockdunkle Höhle (starke Lampen sind Pflicht!), wo Fledermäuse leben und durch welche ein etwa hüfttiefer Bach (Creek) fliesst. Das wäre ja alles nicht so schlimm, jedoch leben im Bach auch Süsswasserkrokodile! Und ja, man muss sogar zweimal durch das Wasser waten und sieht dabei die Krokodile am Wasserufer und im Wasser liegen. Echt gruselig und das Adrenalin pumpt einem durch die Adern. Klar, die Süsswasserkrokodile sind nicht aggressiv, trotzdem will man einem zwei Meter Kaliber nicht auf den Schwanz stehen;-) Was für ein eindrückliches Erlebnis!

 

Nach sieben Nächten auf der Gibb River Road waren wir froh wieder Teer unter den Rädern zu haben und zurück in der Zivilisation zu sein. Als erstes brauchten Roja und wir auf jeden Fall eine richtige Dusche, um den ganzen roten Sand wieder ab zu kriegen…Der war wirklich überall! Und irgendwie muss da ja auch noch eine Lösung für den kleinen Riss im Zweittank her. Gut hat das keine Eile, denn hier oben ist jede Reparatur und jedes Ersatzteil viermal so teuer (kein Wunder: jede Werkstatt ist für mehr als 4 Wochen ausgebucht!). Aber nur mit dem Haupttank kommen wir vorerst gut zurecht und wir kümmern uns etwas weiter unten darum.

 

Nun wartet die wunderschöne Westküste mit den weissen Sandstränden und den atemberaubenden Korallenküsten auf uns. Mehr dazu im nächsten Beitrag.

 

 

Eure Divepackers
Martina & Sevi

Hinterlasse einen Kommentar