Die Korallenküste von Westaustralien

An was denkt ihr, wenn wir euch die Stichworte „Korallen“, „Meer“ und „Australien“ geben? Eher weniger an die Westküste von Australien, richtig? Wohl eher an das überwältigende „Great Barrier Reef“ an der Ostküste. Keine Angst, da seid ihr nicht alleine. Vielen ist nicht bewusst, dass sich auch an der Westküste von Australien ein wunderschönes Riff erstreckt. Das „Ningaloo Reef „, welches von Broome bis nach Coral Bay (ca. 300km) reicht, ist das grösste Saumriff der Welt! Der Unterschied von einem Saumriff zu einem Barriereriff liegt darin, dass die Saumriffe nur wenige Meter tief sind und sehr nahe am Ufer liegen, wogegen das Barriereriff im offenen Meer entsteht und meist weit von der Küste entfernt liegt. Ein Saumriff ist daher perfekt zum schnorcheln geeignet. Einfach vom Ufer ins Wasser spazieren und schon ist man umgeben von einem wunderschönen Riff 😉 .

Nach unserem Abenteuer auf der „Gibb River Road“, wo uns der rote Sand bereits aus den Ohren kam (und das wortwörtlich…), freuen wir uns auf das Meer und den weissen Sandstrand. Unser erster Stopp: Broome. Die kleine „City“ gilt als eines der Lieblings-Urlaubsziele vieler Westaustralier. Dies natürlich nicht ohne Grund. Der weisse Strand, direkt vor der Kleinstadt ist wunderschön und lädt zum baden ein. Allerdings hat das auch Auswirkungen auf die Übernachtungspreise. Nirgends sonst auf der Reise (bis jetzt) sahen wir solch horrende Preise für Übernachtungen auf einem Campingplatz, wie in Broome. Wir finden dennoch einen einigermassen bezahlbaren Platz, etwas ausserhalb der Stadt. Den Strand und die Kleinstadt finden wir aber trotzdem sehenswert.

Exmouth

Exmouth Beach

 

Nach einem erholsamen Strandtag geht’s für uns weiter Richtung Süden. Wir sind überrascht, wieviel „Nichts“ wir durchqueren. Irgendwie erinnert uns das stark an die Südküste, als wir den „Nullarbor“ durchquerten. Ein Blick auf die Karte erklärt, zumindest bedingt, warum hier soviel „Nichts“ ist. Wir streifen hier nämlich den Ausleger der „Gibson Wüste“ (Gibson Dessert). Trotzdem sind wir erstaunt, dass hier kaum eine Infrastruktur vorhanden ist, besonders als wir vom Highway 1 abbiegen, um uns den „Eighty Mile Beach“ (80 Meilen Strand) anzusehen. Dieser Strand erstreckt sich schier endlos und ist einfach traumhaft schön. Es ist wirklich erstaunlich (positiv gemeint), dass hier keine Hotelanlagen oder ähnliches stehen. Es gibt nur vereinzelte kleinere Campingplätze etwas hinter dem Strand. Der Strand selbst steht unter Schutz, da er sehr wichtig für viele bedrohte Vogelarten ist. Trotzdem darf man an gewissen Orten mit dem Auto am Strand fahren. Dies muss man Sevi nicht zweimal sagen: Noch kurz etwas Luft aus den Reifen lassen und schon steht Roja ganz alleine am Strand.

Eighty Mile Beach

Eighty Mile Beach

 

Wir nehmen uns Zeit für die Strecke und fahren nur kurze Etappen. Nach ein paar Tagen erreichen wir wieder Zivilisation. „Port Headland“ ist eine der grössten Städte von Westaustralien. Was uns sofort auffällt ist der viele Schwerverkehr (Roadtrains) und der riesige Hafen. Der Hafen gilt als einer der weltweit grössten für Schüttgut. Vor allem Eisenerz wird in den umliegenden Gebieten rund um Port Headland abgebaut. Auch Meersalz scheint ein wichtiges Gut zu sein, wie man unschwer an den riesigen Salzbergen erkennen kann, die man sieht, wenn man in Richtung Stadt fährt. Port Headland ist eine richtige Industriestadt und wir halten uns nicht zu lange hier auf. Uns zieht es wieder weg von der Küste zum „Karijini Nationalpark„.

Der Karijini NP ist der zweitgrösste Nationalpark in Westaustralien. Vor allem bekannt ist er durch seine spektakuläre Landschaft mit Bergen, Schluchten und den vielen Flüssen, die sich durch die Landschaften winden.
Wir verbringen mehrere Tage im Park, machen verschiedene Wanderungen durch die Schluchten und schwimmen in den eisig kaltenWasserlöchern (Gorges). Dales Gorge und Fortescue Wasserfall, Hancock Gorge und Hamersley Gorge sind nur einige der unzähligen Wanderungen, die wir machten. Einige der Wanderungen sind sehr spektakulär, haben es aber auch echt in sich. Die wohl coolste, aber auch anspruchsvollste Wanderung, ist diejenige zum „Hancock Gorge„. Das Ende erreicht man nur, wenn man den „Spider Walk“ bewältigt. Nicht ganz das, was ihr jetzt denkt, denn es gibt da keine Spinnen. Also naja, vielleicht schon, aber davon hat der Walk nicht seinen Namen. Man muss nämlich mit allen vieren entlang der Wand kraxeln (wie Spiderman) um die Passage zu meistern. Nichts für schwache Nerven oder unerfahrene Wanderer. Die Anstrengung lohnt sich aber allemal. Die Landschaft ist wirklich sehr beeindruckend und das Farbenspiel des Gesteins mit der Sonne ist atemberaubend.
Der Karijini NP sollte definitiv auf jeder „To do“-Liste stehen, wenn man die Westküste bereist. Ein kleiner Geheimtipp von unserer Seite: Es gibt einen wunderschönen Campingplatz direkt ausserhalb der Parkgrenze, welcher Gratis ist. Einer der schönsten Plätze auf unserer ganzen Reise!

 

 

Nach diesem wunderschönen Abstecher ins Landesinnere, zieht es uns wieder zurück an die Küste. Unser nächstes Highlight wartet: das „Ningaloo Reef“. Eine sehr gute Möglichkeit, ein paar Tage am Ningaloo Reef zu verbringen, ist der Cape Range Nationalpark. Der Nationalpark liegt direkt an der Küste und hat einige Campingplätze, welche direkt am Strand liegen. Falls man auf einem der Plätze im Nationalpark übernachten möchte, ist jedoch vorausplanen angesagt. Die Campingplätze müssen nämlich online vorausgebucht werden und sind oftmals über Monate ausgebucht. Wir haben aber Glück und kriegen kurzfristig einen Stellplatz für vier Nächte. Und so feiern wir den 1. August am Strand vor dem Ningaloo Reef und geniessen ein standesgemäss schweizerisches Raclette ;-). Wir sind begeistert vom Ningaloo Reef und gehen jeden Tag schnorcheln. Es gibt sehr viel unterschiedliche Strände und jeder ist auch zum schnorcheln anders. Wir sehen Schildkröten, Rochen, sehr viele (grosse) Fische, Anglerfische und sogar zwei Dugongs, Mutter und Kind. Einzig das Wasser dürfte etwas wärmer sein (geschätzt 20 Grad). Wir waren bewusst nicht tauchen und machten auch keine „Wahlhai Tour“ mit. Einerseits kam uns das alles etwas zu überlaufen vor (Massentourismus), andererseits einfach unverhältnismässig teuer. Einen Tag besuchten wir auch noch „Coral Bay„, das zweite Städtchen in der Region, neben Exmouth. Coral Bay war fantastisch zum schnorcheln. Speziell wenn man bunte Korallen liebt, kommt man hier auf seine Kosten. Unser Highlight: Als wir uns am Strand nach dem schnorcheln aufwärmten, kamen auf einmal zwei sehr neugierige Delfine ganz nah an den Strand. Einer umkreist uns sogar mehrfach und spielt beinahe mit uns, echt toll!

 

 

Das Wetter schlägt leider um und so entscheiden wir uns, ein Apartment für zwei Nächte in „Carnarvon“ zu beziehen. In dieser Zeit planen wir unsere nächsten Ziele. Wir wollen unbedingt ein paar Nächte im „François-Peron Nationalpark“ verbringen. Dieser Nationalpark liegt im „Shark Bay“ Gebiet, welches zum Unesco-Welterbe gehört und grosse Schutzzonen Über- wie auch Unterwasser eingerichtet wurden. Allerdings muss dafür das Wetter stimmen, denn durch seine exponierte Lage, kann die Region wirklich sehr stürmisch sein. Daher entscheiden wir uns, der Schlechtwetterfront an der Küste zu entfliehen und wiederum einen Abstecher ins Landesinnere zu unternehmen. Der Kennedy Range Nationalpark liegt ca. 200km Innland und wird daher gerne übersehen. Wir verbringen hier drei Nächte und sind froh, diesen Abstecher gemacht zu haben. Die Landschaft gefällt uns gut und es gibt viele verschiedene Wanderung, welche wir toll finden. Wir sehen sogar bereits die ersten Anzeichen für die Wildblumen-Zeit.

 

 

Nach drei Nächten im Kennedy Range NP ist die Wetterprognose sehr gut für die Küste und so machen wir uns auf den Weg in den François-Peron Nationalpark. Auf dem Weg dahin, besuchen wir noch den berühmten „Shell Beach“ sowie das Hamelin Pool Marine Nature Reserve mit seinen Stromatolithen (die ältesten, dem Menschen bekannten, lebenden Fossilien).

Wir übernachten (Dank einem Geheimtipp von anderen Reisenden, welche wir auf der Gibb River Road getroffen haben) auf einem sehr schön gelegenen Campingplatz, direkt am Strand im nördlichen Bereich des Nationalparks. Dieser Bereich ist nur für 4×4 Fahrzeuge mit hoher Bodenfreiheit zugelassen, denn die Sandpiste ist unberechenbar. Zum Teil ist der Sand sehr weich, so dass man ohne richtige Fahrweise sehr schnell stecken bleibt. Ausserdem wird (mehrmals) darauf hingewiesen, den Reifendruck zu reduzieren, was aber von einigen Leuten gerne übersehen wird, was dann nicht ungestraft bleibt. Wir jedoch machten die Erfahrung, dass man mit dem richtigen Reifendruck und einem feinen rechten Fuss (Gaspedal) nicht stecken bleibt und so fahren wir, die doch recht herausfordernde Streck, ohne unser Recovery Equipment auspacken zu müssen. 🙂 Shark Bay ist ein weiteres absolutes Highlight für uns. Jeden Tag sehen wir Delfine an „unserer“ Bucht. Ausserdem lohnt sich eine Fahrt bis zum nördlichsten Punkt der Nationalparks, dem „Cape Peron„. Hier gibt es super Aussichtsplattformen und Informationstafeln, wo man Meerestiere beobachten kann. Wenn man hier einen ruhigen Tag ohne Wind erwischt, wie wir, sieht man Haie, Rochen, Delfine und Schildkröten. Und das alles, ohne nass zu werden. Was für ein toller Platz.

 

 

Wir verlassen nun langsam das warme Gebiet und fahren immer weiter in Richtung Süden. Die Temperaturen werden kühler und es gibt einige Regenschauer. Aber wir sehen es bereits am Strassenrand: Es wird Frühling und alles fängt an zu blühen. Perfektes timing also, denn wir sind unterwegs zum „Wild Flower Country“ (Wildblumen Gebiet).

Mehr dazu im nächsten Beitrag.

 

Eure Divepackers
Martina & Sevi

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